Im Herbst nach Montauban

Im Herbst nach Montauban

Seit 1998 findet alle zwei Jahre ein Schüleraustausch zwischen dem Institut familial de Montauban und dem Lucas-Cranach-Gymnasium Wittenberg statt: Die Franzosen kommen im Spätherbst und wir fahren im Frühjahr nach Frankreich. Diesmal jedoch war alles anders, denn es war ein Abschiedsbesuch.

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Institut familial

Frz_2015_Bild3Die Franzosen können den Austausch nicht weiterführen, da in Folge politischer Entscheidungen nur noch wenige französische Schüler die Möglichkeit haben, Deutsch zu lernen. Nach derzeitigem Stand beschäftigt unsere Partnerschule (Abb. li.) ab Sommer 2016 für ca. 2300 Schüler nur noch eine Deutschlehrerin. Bitter nach 52 Jahren erfolgreicher deutsch-französischer Freundschaft. Die französischen Kollegen wehren sich erbittert gegen die neue Gesetzgebung - hoffentlich mit Erfolg!

Am 24. September ging es los: Abfahrt mit dem Bus um 3 Uhr 30 (!) nach Tegel. Von dort Flug über München nach Toulouse. Mit dem Bus nach Montauban, wo die 22 Schüler und Schülerinnen ihre Austauschpartner kennenlernten. Nach einer Führung durch die Schule ging es in die Stadt zu einer Erkundungsrallye.

Am Freitag (nach dem Schulbesuch mit den Austauschpartnern) begann die Projektarbeit mit einem Besuch im Musée Ingres, dem ehemaligen erzbischöflichen Palais. Wittenberg und Montauban (weißer Berg) haben nicht nur ihren Namen, ihre Einwohnerzahl und ihre Geschichte als protestantische Hochburg gemeinsam. Beide sind mit Cranach und Ingres die Heimat eines großen Malers. Welch ein Projekt für das Cranachjahr. Während Cranach im Sinne des Protestantismus malte, stellte Ingres den König XIII dar, welcher gelobte, sein Land der Mutter Gottes zu weihen, falls diese ihm ein Sohn geboren würde. Sein Gebet wurde erhört und noch heute ist Frankreich ein vorwiegend katholisch geprägtes Land.

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Ingres: Le vœu de Louis XIII        Mit Frau Witteck in Albi                Projektarbeit im CDI (Schulmediathek)

Nach einem für alle angenehmen und lehrreichen Wochenende in der Familie - 48 Stunden Französisch pur - besuchten wir am Montag die Stadt Toulouse, am Dienstag Albi, wo ein anderer großer Maler geboren wurde: Henri de Toulouse-Lautrec.

Am Mittwoch beendeten wir in der Schule unsere Projektarbeit und am Donnerstag hieß es Abschied nehmen von dem sonnigen Süden Frankreichs. Die Schüler wurden herzlich eingeladen wiederzukommen und zwar für 3 oder 6 Monate mit den Programmen Brigitte Sauzay oder Erasmus. Ein verlockendes Angebot für alle, die Französisch fließend sprechen wollen.

Eine wirklich schöne Zeit liegt hinter uns. Aber es war auch anstrengend, denn eine Woche lang mit einer fremden Sprache zurechtzukommen, das ist Hochleistungssport für das Gehirn. Jetzt beginnen die Vorbereitungen für den Besuch der französischen Schülergruppe vom 10. - 18. Dezember. Die Franzosen interessieren sich für Weihnachten in Deutschland und hoffen auf ein bisschen Schnee...