JuniorWahl 2021 am LCG

JuniorWahl 2021 am LCG

Bundestagswahlen 2021 - Novum am LCG:

Losentscheid um das Direktmandat.
FDP gewinnt Juniorwahl bei den Zweitstimmen

Das Lucas-Cranach-Gymnasium hat sich zum wiederholten Mal am Projekt Juniorwahl diesmal im Rahmen der Bundestagswahl beteiligt. Organisiert wird diese Initiative von der überparteilichen Interessengemeinschaft zur Demokratieförderung Kumulus e.V. Berlin. Dabei ist die seit 1999 initiierte Juniorwahl das umfänglichste Schulprojekt im Zusammenhang mit Wahlen. Sehr viel Augenmerk wird hierbei auf Authenzität gelegt, vom Stimmzettel, Siegeln, Plomben für die Wahlurne, Wahlbenachrichtigungen etc..

Das LCG hat sich bereits mehr als ein Dutzend Mal an diesem Projekt beteiligt. Trotz des bei der Bewerbung noch bestehenden Wechselunterrichtes mit geteilten Klassen und Kurse, wurde mehrheitlich die Papierwahl favorisiert. Das hieß es für die Wahlkommission im Akkord die Wahlbenachrichtigungskarten und Wählerlisten aus- und zuzustellen. Beteiligen konnten sich Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 8 bis 11, vorrangig mit der Fachbelegung Sozialkunde. In den Wählerlisten wurden auf diesem Wege 273 potentielle Wähler am LCG erfasst.

Bereits am Mittwochnachmittag schloss das Wahllokal und die Wahlergebnisse an der Schule wurden für den Wahlkreis 70 Dessau-Wittenberg ermittelt. Die Ergebnisse brachten einerseits durchaus Erwartetes, aber auch viele Überraschungen mit sich, wenn man dieses Ergebnis fiktiv auf die Bundesebene übertragen würde.

Extreme Schwankungen bestanden zum einen bei der Wahlbeteiligung in den teilnehmenden Klassen und Kursen von nur vereinzelt bis fast 100%. Die für eine Bundestagswahl erzielte Wahlbeteiligung von insgesamt 77% ist durchaus ein realistischer Wert und entspricht dem am Wahlsonntag ermittelten Wert.
Bereits bei der Erststimme gab es aber ein bisher nicht dagewesenes Novum. Sowohl Sepp Müller (CDU) als auch Leonard Schneider (SPD) kamen genau auf die gleiche Stimmenzahl. Für diesen Fall kommt es laut Bundeswahlgesetz § 5 zu einem Losentscheid durch den Kreiswahlleiter. Alle anderen Kandidaten folgen mit deutlichem Abstand.

Die Wahlergebnisse hinsichtlich der Zweitstimme hingegen boten sehr viel Überraschendes und dürften langwierige Koalitionsgespräche nach sich ziehen. Vielleicht stünde sogar eine Neuwahl wie in Thüringen im Raum.

Das im Juni zu den Landtagswahlen durchaus gute Abschneiden der FDP als dritte Kraft wurde diesmal sogar noch getoppt. Mit 16% aller Wählerstimmen wären die Freien Demokraten sogar Wahlsieger. Überraschend hier das Scheitern der AfD, die die 5%-Hürde erneut nicht überspringen konnte. Dies gelang aber erwartungsgemäß den sogenannten Volksparteien CDU, SPD, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen. Daneben würden aber fünf sonstige Parteien die 5%-Klausel überspringen. Hierzu gehören sowohl die Tierschutzpartei, die Tierschutzallianz, die Piraten, du. und Die Partei.

Auffällig ist zudem eine weitere Zunahme der Zersplitterung der Wählerstimmen. Bis auf die MLPD und ÖDP hat jede der 19 anderen Parteien und Wählervereinigungen Stimmen erhalten. Insgesamt entfielen 38% aller Zweitstimmen auf bisher sonstige Parteien/Wählervereinigungen. Während alle sechs derzeit im Bundestag vertretenen Parteien nur noch 62% der Wählerstimmen auf sich vereinen würden. Klare Mehrheiten, auch dies hat die Juniorwahl am LCG gezeigt, Fehlanzeige.

Insgesamt zehn Parteien würden in den neuen Bundestag mit durchaus sehr konträren Wahlprogrammen einziehen. Bei einer Wahlbeteiligung von 77% würden diese aber noch nicht mal zwei Drittel der Bevölkerung repräsentieren. Neben den sehr schwierigen Koalitionsverhandlungen dürfte zudem die Machtbasis der künftigen Regierung auf sehr "tönernen Füßen" stehen. Außerparlamentarische Protestbekundungen der Bevölkerung dürften hier weiter zunehmen, unabhängig von der Corona-Pandemielage.

Diese Bundestagswahl, auch als Juniorwahl, ist durchaus zeitgleich ebenso ein Fingerzeig mit Trends und Tendenzen für künftige Wahlen und den Zustand in unserer Gesellschaft. In ca. 4500 Schulen haben sich bundesweit 1,4 Millionen Schülerinnen und Schüler beteiligt. Damit steht für die nächsten Sozialkundestunden genügend authentisches Unterrichtsmaterial für Debatten und Diskussionen zur Verfügung.
... und die nächste Juniorwahl steht in ein paar Jahren erneut ins Haus.

K. Fuchs
FSL Gesellschaftswissenschaften, 26.09.2021

BTW_2021-002

BTW_2021