Frühlings Erwachen - Premiere

Frühlings Erwachen - Premiere

Fotos von der großartigen Premiere der Stücks

"Frühlings Erwachen"

welches durch die Theatergruppe unseres Gymnasiums am Freitag in der Aula des Lucas-Cranach-Gymnasiums aufgeführt wurde, findet ihr hier. Die Urheberechte liegen beim Fotografen Sirko Pandza. Ihr könnt euch hier https://sirkopandza.fotograf.de (Kennwort: 6FRUC) auf seiner Homepage umsehen. Ein kleine Auswahl der Bilder findet ihr unten in der Bildergalerie.

Einen Filmbeitrag des RBW findet ihr HIER

Intensives Spiel - CRANACH-GYMNASIUM Schüler begeistern mit
Wedekinds "Frühlings Erwachen"

VON CORINNA NITZ (Mitteldeutsche Zeitung)

WITTENBERG/MZ - Melchior Gabors Mutter gibt nach, sie kapituliert vor den Konventionen. Nachdem bekannt wurde, dass der selbstbewusste und aufgeklärte Spross die 14-jährige Wendla geschwängert hatte, soll er nun also (statt auf ein anderes Gymnasium) in die "Korrektionsanstalt" geschickt werden. Noch während Frau Gabor dieses Wort ausspricht, merkt man: Sie leidet und alles in ihr sträubt sich gegen diesen Ort, über den ihr Ehegespons sagt, der Sohn werde dort alles finden, was ihm zu Hause (ja, wegen der Liberalität der Mutter) "ungerechterweise" vorenthalten wurde: "Eherne Disziplin, Grundsätze und einen moralischen Zwang, dem er sich unter allen Umständen zu fügen hat."

Warten auf die Uraufführung

Solche Sätze finden sich in "Frühlings Erwachen": Das Drama von Frank Wedekind, geschrieben 1890/91, verhandelt die Nöte junger Menschen in einer Zeit, in der ein liebe- oder respektvoller Umgang mit Kindern, wie man ihn heute (zumindest überwiegend) kennt, nicht oder nur selten gepflegt wurde. Eher wurde dem Nachwuchs der "heilige Ernst" der Erwachsenen zuteil und der zeigte sich oft genug in unheiliger Züchtigung. Hinzu kamen überzogene Erwartungen und eine völlig verklemmte Sexualmoral - nicht ohne Folgen für die verunsicherte und suchende Jugend.

Weil Wedekind in "Frühlings Erwachen" hart mit der verknöcherten wilhelminischen Gesellschaft ins Gericht ging, dauerte es Jahre, bis das Stück 1906 in Berlin endlich uraufgeführt werden konnte. Jetzt hat sich die Theatergruppe des Lucas-Cranach-Gymnasiums in Wittenberg des Stoffes angenommen. Dessen Lektüre steht auf dem Lehrplan - und sie offenbart Parallelen. Leistungsdruck etwa und die Angst zu versagen sind ja nicht aus der Welt. Die Premiere am Freitagabend in der Aula der Schule wurde mit viel Beifall gefeiert.

Im Mittelpunkt des an Personal und Szenen reichen Drei-Akters stehen neben Wendla Bergmann (hier gespielt von Rosalie Scholz) deren Mutter (Anika Würz) sowie die Gymnasiasten Melchior Gabor (Clemens Meyer) und dessen Freund Moritz Stiefel (Erik Henze). Letzterer ist angesichts verrückt spielender Hormone in der Pubertät besonders verunsichert. Zudem plagen ihn Versagensängste, weil trotz größter Anstrengung seine Versetzung gefährdet ist. Er wird sich das Leben nehmen.

In der Inszenierung von Pädagogin und Theater-AG-Leiterin Claudia Schwiefert-Damm übernimmt diesen Part Mona, die Moritz als Schwester an die Seite gestellt wird. Wohl um Henze ein wenig zu entlasten, denn seine Textpassagen sind lang. Als Mona ist Emily Kósa zu erleben; sie überzeugte schon in dem Drama "Andorra" von Max Frisch vor zwei Jahren und spielt auch jetzt wieder mit großer Intensität und Natürlichkeit.

Zeitgenössischer Rahmen

Überhaupt hat Schwiefert-Damm ein feines Gespür bei der Besetzung - ganz grundsätzlich, aber im Speziellen bei den Hauptrollen. Auch sonst ist ihr eine bemerkenswerte Inszenierung gelungen: Man hält sich an das Original mit der verkünstelten Sprache des 19. Jahrhunderts. Aber es gibt auch einen zeitgenössischen Rahmen, der sich u. a. in aktuellen Texten aus der schuleigenen Schreibwerkstatt findet. Um insoweit die Aufführungsdauer von zwei Stunden und 15 Minuten, was für Schülertheater schon ganz schön sportlich ist, nicht aus dem Ruder laufen zu lassen, werden einzelne Textpassagen über einen Beamer an die Wand projiziert. Es gibt - bei aller Tragik - auch sehr poetische Momente. Und erheiternde, etwa bei der Konferenz der Damen und Herren Pauker, die Namen tragen wie Sonnenstich, Knüppeldick oder Fliegentod und als leicht degenerierte Truppe rüberkommen. Klug - und im Hinblick auf die Handlung beziehungsreich - ist die Musikauswahl (u. a. aus dem Film "Das Parfüm" oder von Adele "Someone like you"). Geradezu puristisch ist die Ausstattung, doch erweisen sich beispielsweise ein paar Strohballen als wandlungsfähige Requisiten. Hier bieten sie das Lager für Melchiors und Wendlas folgenschweres Treffen auf einem Heuboden, dort werden sie, mit schwarzem Tuch und Blumen, zur Grabstätte von Mona und Wendla - die Schwangere starb an einer von der Mutter erzwungenen Abtreibung.

Strahlende Darsteller

In der Schlussszene steht Melchior an Monas Grab, er hadert und wird herausgefordert von zwei Erscheinungen: Mona ("Gib mir die Hand") und dem vermummten Herrn. Dessen Identität bleibt unklar, doch schließt Melchior sich ihm an - und wird leben.

Und dann springen die Schüler in ihre Alltagskleidung, noch einmal wird - wie am Anfang - getanzt, Applaus brandet auf. Claudia Schwiefert-Damm und Bernd Ludley verteilen Rosen an die strahlenden Darsteller. Ludley, Direktor des Gymnasiums, erklärt, dass er sich vor den Schülern und Schwiefert-Damm verneige. Leise, aber durchaus hörbar sagt hinter der Mittelbühne eine ältere Dame im Publikum: "Das war gehobenes Niveau." Genau. Anschauen lohnt sich.

VIELE BETEILIGTE

Frank Wedekind , eigentlich Benjamin Franklin Wedekind (geboren 1864 in Hannover, 1918 in München gestorben), war nach einem abgebrochenen Jura-Studium u. a. als Schriftsteller, Journalist, Kabarettist und Schauspieler tätig. Wiederholt provozierte er mit seinen Stücken das bürgerliche Publikum, so auch mit dem 1891 fertiggestellten Werk "Frühlings Erwachen". Das Drama wird bis heute oft aufgeführt, weil es nach wie vor aktuelle Fragestellungen berührt. Im Lucas-Cranach-Gymnasium waren es nach Auskunft von Lehrerin Claudia Schwiefert-Damm (Foto) Schülerinnen und Schüler, die sagten, "das müsste man mal spielen". Schwiefert-Damm, die auch die Theatergruppe der Schule leitet, begann mit den Proben bereits im Mai 2015. Man habe viel Zeit in die Erarbeitung des Stückes investiert, auch außerhalb der AG. Insgesamt sind mit Technik und Maske 30 Schüler beteiligt, 21 von ihnen als Darsteller. Dazu kommen zwei Mädchen aus der Schreibwerkstatt der Schule, die zwar nicht "ausschließlich" zu Wedekind gearbeitet hatten, doch gab es Anknüpfungspunkte. Vor der Premiere von "Frühlings Erwachen" am vergangenen Freitagabend hatten die Schüler an diesem Tag übrigens ihr normales Unterrichtspensum absolviert. Der Aufführung war das kaum anzumerken.

Noch zwei Vorstellungen sind geplant

Weitere Vorstellungen von Wedekinds "Frühlings Erwachen" finden am 22. Januar um 9.30 Uhr sowie am 19. Februar um 18.30 Uhr in der Aula des Lucas-Cranach-Gymnasiums statt. CNI

Fundstelle: http://www.mz-web.de/wittenberg-graefenhainichen/theater-im-cranach-gymnasium-intensives-spiel-mit-wedekinds--fruehlings-erwachen-,20641128,33555088.html

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